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Thought of the day 21.02.2021: Der wahre Freund

 

Erinnert ihr euch noch an den Post über meine "beste Freundin"? Die ich schließlich selbst war, beziehungsweise ein kleiner Teil in mir drin? Ehrlich gesagt war mir der Post hinterher ein bisschen zu viel des Guten - zu tief in mich reingebohrt. Aber hey, es ist was es ist; und jetzt hatte ich gestern einen Gedanken dazu.

           Ich war mit meiner Mama spazieren, oder eigentlich fast schon wandern. Es war ein wunderschöner frühlinghafter Februarsamstag. Wir sind den Berg hinter unserem Haus hoch. Am Ende eines kleinen Waldweges steht ein bezauberndes klitzekleines dunkelbraunes Holzhäuschen mit blauen Fensterläden, vielen Blumentöpfen und Körben an der Hauswand, einem dicken, verschraubten Weinstock die ganze Wand hoch über unsere Köpfe hinweg bis rüber zu einem Baum am nahen Waldrand, mit dessen Ästen die Ranken schließlich verwuchsen. Die Besitzer schienen nicht da zu sein, und wir haben uns das ganze kleine Grundstück etwas näher angeschaut; hinten im Garten ruhte unter dichtem Efeu versteckt eine kleine Gartenlaube  mit einem verschnörkelten Geländer.

Wir haben uns dort ins Gras gelegt und uns von der Sonne berieseln lassen. Mir kamen wirklich die Tränen, weil der Ort mich so mit seiner Geborgenheit ummantelte. Es war ein kleiner Himmel, und meine ganze Sehnsucht nach Gott kam auf ein einziges Mal hoch. Die Welt lag weit zurück und doch real um einen herum.

            Plötzlich fragte Mama: "Weißt du eigentlich, wie dein Schutzengel aussieht?" "Nö...", kam von mir, erstmal ungehalten wegen der Unterbrechung meiner kleinen Stille. "Versuch doch mal, ihn zu sehen", redete sie weiter. Ich versuchte es, und mir wurd klar, dass er ja wirklich da war. Und dass er mein Freund war. Er war dazu da, mein Freund zu sein, mein Beschützer. Wieso hatte ich bloß immer so viel Zeit mit mir und meiner "Freundin" oder mit anderen Schubladen in meinem Kopf verbracht und verschwendet mit sinnlosen Gedanken und Vorwürfen und Grübeleien? Wo da doch jemand war, der es wirklich gut mit mir meinte, der im Auftrag Gottes bei mir war - so wie jeder wahre Freund. Und dann war er da: unsichtbar, denn er ist ja Geist, aber schön, anmutig und von großer Gestalt saß er neben mir im Gras, in die Ferne blickend, die Beine, wenn er denn welche hatte, angewinkelt, die Arme auf die Knie gelegt, ein Grashalm zwischen den Fingern rollend. Da saß er, strahlte Frieden aus wie Gott ihn gibt und nicht die Welt und bestaunte mit mir die Wundertaten unseres gemeinsamen Schöpfers. Ob er sich nach dem Himmel sehnte, auch wenn ständig in Kontakt nach oben stand? Ob er gern bei mir war? Ob er traurig war, dass ich so selten an ihn dachte?

            Wir sollten auf unseren Umgang achten, sagt man. Warum bemühen wir uns dann so selten diese wundersame Gesellschaft aufzusuchen, die direkt bei uns ist? Ich glaube ja, dass unsere Engel wissen, dass es schwer für uns sein kann, sie uns vorzustellen.

Ich glaube, es ist gut, uns immer wieder zu erinnern, dass unsere Engel real sind. Seit jeher, schon in der Bibel, ist oft von ihnen die Rede, und die Kirchenväter sprechen auch von ihnen. Der Hl. Thomas von Aquin hat scheinbar gesagt, dass jeder Mensch einen Engel an seiner Seite hat - dem sich aber auch ein Dämon zugesellt! Wie viel Grund zur Dankbarkeit wir gegenüber unserem Schutzengel haben werden wir wohl irgendwann einmal erfahren - und dann die Hand vor den Mund schlagen, weil wir ihn so wenig beachtet haben...